Reisen in Down Under
Hallo Ihr Lieben daheim und auswärts, die letzten Wochen waren mit viel Arbeit, Stress, Krankheit, aber auch einer erfrischenden Prise Reisen verbunden. Das soll hier aber keine Ausrede, allerhöchstens eine ernste Entschuldigung für meine Vernachlässigung des schönen Autorendaseins hier sein.
Ich denke natürlich immer an Euch und raffe mich für Euch jetzt auch geständig auf regelmäßige Berichte aus dem Land der Genüsslichkeiten zu geben. Ich gebe Euch am besten den Abriss der letzten Wochen, um Euch auf dem Laufenden zu halten.
Auf lange Sicht von uns geplant und wirklich herbeigesehnt kam am Mittwoch, dem 02.09, der Tag unserer Abreise nach Cairns, der schönsten Freizeitmetropole ganz Australiens. Wir hatten uns vorgenommen über sechs Tage von Cairns unverdrossen, wirklich alles zu erleben und so nahmen wir, die sieben mutigen Männer und Frauen, uns für diese Reise drei Tage von der Arbeit frei. Dies sollte bis zu den Weihnachtsferien im Sommer mein erster und letzter Urlaub sein. Das im Hinterkopf konnte ich Ihn umso mehr genießen.
Die Anreise mit der Domestic Airline "Virgin Blue", der blauen Königin unter den Billigfliegern, war entspannt, da die Sicherheitsrichtlinien hier doch ungeahnt locker genommen werden, nicht viel aufreibender als während einer Zugfahrt innerhalb Deutschlands. Die Sicherheitskontrollen schlagen wirklich nie aus, selbst wenn man mit Gürtel und Geld durch die Sicherheitsschleuse schreitet. Geflogen sind Agnes, Mario und ich zu dritt: die erste Gruppe des siebenköpfigen Cairns Trecks. Nach dem üblichen "Hungry Jack's" Besuch am Flughafen (was anderes als Fastfood gab es nicht zu günstigen Preisen) und einer Packung Pralinen (nachdem uns die Schweizerin Agnes ihre Schwäche für die Süßspeise Mooren im Hemd offenbarte) waren wir nach kurzem, wolkenfreiem Flug schnell im Kleinstadtflughafen Cairns, auf dem man statt über Rampen und Flughafenhallen auf dem Flugfeld umherrennt. Nachdem Matthias uns in die wie alles in Australien, weitläufige, aber schöne Hafenstadt Cairns einführte, kippten wir auch schon in das wohl schönste Hostelbett ganz Australiens direkt neben Pool und Hängematten zwischen Palmen und Lianen: das Hostel Dreamtime.
Der erste Tag war geprägt von der blauestens Meeresausfahrt der Weltmeere. In herrlichstem Sonnenschein trübte keine einzige Wolke unsere Ausfahrt aufs Outer Reef, den Lagunen und Riffen mit den reichsten Tierarten. Hier finden sich sage und schreibe ein Drittel aller Tierarten der Weltmeere auf kleinstem Raum. Wir wurden zusammen mit anderen 10 Seglern von reichem Frühstück auf dem Boot verwöhnt: Schokomuffins, Tee und Kaffee. Die Mitfahrer lernte man auf engstem Raum ziemlich schnell kennen, wie eigentlich alle Menschen in Australien offen und nahbar sind. Wohl da hier jeder seinem eigenen Traume nachfolgt.
Mich befiel seit dem Vortag nun leider schon eine echte Grippe, die mich die Reise über nicht verließ. Darum entschied ich mich, mich etwas zurückzunehmen und überließ Agnes und Mario das Scuba Diving bis in 20m Tiefe. Die Tauchlehrer taten alles, um einem die Druckanpassung und die Unterwassernavigation zu erleichtern, leider verpassten wir bei unserem Spaziergang (unserer Robinsonade) auf der einsamen Green Island den nächsten Tauchgang, bei dem wir unsere Unterwasserbilder mit von den Schweizern geliehener Unterwasserkamera gemacht hätten. Die Unterwasserwelt ließ sich aber genauso gut durch die Schnorchelpartien vor der grünen Insel erleben: Nicht nur Riffe und Riesenfische sowie Krebse schwammen um beständig uns, sondern eine Kolonie Haie dreht ihre Kreise um unsere angespannten Köpfe. Die Haie waren aber keinesfalls auf Ärger aus, flüchteten eher bei unseren Absprüngen ins Wasser. Die Rückreise bei sengender Sonne und aufgespannten Segeln genossen wir bei von der Mannschaft kredenztem Obst, Käse und Wein. Alles in Allem eines der besten Erlebnisse hier draußen, denn die See, das sage ich euch, ist um ein Vielfaches blauer als die allseits bekannte Baltic Sea. Den Abend versüßten wir uns dann noch mit einem vom Meisterkoch Mario angerichtetem Abendessen.
Was uns den zweiten vollen Tag begegnete, war von ganz besonders atemberaubender und erschaudernder Gefahr. Eine Riverraftingtour mit Matthias, der von dem Tage an zu uns hinzustieß. Unsere Kampftruppe bestand aus einem australischen Ehepaar, das zu ihrem Honeymoon das Erlebnis ihres Lebens machte. Wir suchten uns die besonders harte Etappe des 4 Std. Fahrtweg entfernten Tully Rivers aus, dessen Fließstufe mit drei bis vier eine der härtesten ist. Ein paar mehr oder weniger ungewollte Flüge ins Wasser und Wasserkämpfe mit den Nachbarbooten später kamen wir, die Klamotten durchnässt doch noch am unteren Ende an. Mit unserem deutschen Charakter bewältigten wir von allen Booten die Strecke am unspektakulärsten, aber verlässlichsten. Hier sind die tollsten Filme entstanden, das ist bei meiner Rückkehr einen Videoabend wert, sprecht mich darauf an! ^^ Abgesehen von den wilden Tieren am Tully River bestand die Gefahr vor allem darin, nicht an den Felsen zu zerschellen, Bell, unsere australische Lokalpatriotin, die immer wieder versteht uns Mut einzuflößen, sprach von vier Todesfällen im letzten Jahr.
Was soll ich sagen - die nächsten Tage ließen wir etwas ruhiger angehen. Den Samstag fuhren wir mit der Scenic Railway durch die von den ersten Besiedlungen und Arbeiterlagern Australiens gezeichneten Bergwerksschluchten. Hier durchfuhren wir Barron Falls, eine den Niagara Falls der USA von der Schönheit, wenn auch nicht den Ausmaßen gleichendem Wasserfall. Die Scenic Railway, eine der ältesten australischen Züge, hielt an markanten Punkten und brachte uns hoch bis ins an die Tablelands angrenzende Kurandatown. Hier schlenderten wir bei schönstem Sonnenschein über Marktplätze mit selbsthergestellten und von Aboriginehand geschnitzten Waren (die Kunst überstieg die Tausenddollargrenze unsere Geldbeutels) und nahmen den Dschungel- und Riverwalk über das idyllischere verschlafene Kuranda.
Den Abend gab es dann noch ein, wie man es aus Australien mindestens dreimal die Woche kennt, Freiluftbarbecue, denn auch in Cairns gab es an der hübschen, von Krokodilen umlagerten und bei Nacht von Livebands umspielten Esplanade einen Haufen von Freiluftgrills. Warum lässt sich so eine Idee bei freier Lebenslust und guter Laune nicht auch in Deutschland umsetzen?
Über die für die einen mehr, für die anderen weniger erholsame Nacht im Dreamtime (ich hätte doch beinah auf der Hängematte durchgeschlafen :) - einige mussten nun mit meiner abgegebenen Krankheit vorlieb nehmen - mieteten wir uns am Sonntag ein Auto und fuhren ins Blaue - ab nach Cape Tribulation. Die Hitze hier in den Subtropen Australien stieg ins Unermessliche. Wir ließen uns nicht kleinkriegen und fuhren bei bester Musik - Surfermusik, Vic Ruggiero und frisch gekauften australischen patriotischen Folksongs (wie Waltzing Mathilda) den Pacific Highway entlang - immer am Meer, bei sengender Hitze, schönster Sonne und blauestem Ozean. Da konnte man die Augen schließen und genießen, da ich an diesem Tage die anderen Kumpanen fahren ließ und bei Bedarf zum Ausgleich dessen lieber australische Cookies spendierte. Port Douglas war eine verträumte Touristenstadt, mit Sylt und Gran Canaria zu vergleichen. Bei schönen idyllischen Bildern, nach einem Kaffee und Hafenspaziergang flüchteten wir dann aber wieder vor der sengenden Sonne. Mitten im Dschungel fanden wir uns dann nach einer Fahrt gen Sonnenuntergang am Cape Tribulation wieder, von der landschaftlichen Schönheit und Idylle kann ich nur abgeschwächte Eindrücke vermitteln.
Mit dem Wochenbericht verabschiede ich mich nun erstmal wieder und hoffe, dass Ihr Lust auf den Sunshinestate - wie es hier auf jedem Queenslander Autoschild steht - bekommen habt. Weitere Bilder gibt es hier. Ich berichte die nächsten Tage schon bald wieder von unserer Kanufahrt am Noosa River die Woche danach und meinem Umzug hier in Brisbane, so no worries.