Zurück zur Natur in Down Under
Mit entleertem Strandsand aus den Hosentaschen und nach einer ordentlichen Dusche stehe ich nun endlich wieder in der Zivilisation, nachdem wir uns 2 Tagen der einsamen Sandinsel Moreton Island direkt vor Brisbanes Mündungsgewässern von Mobilfunk und Strom verabschiedet haben. Wir waren zu neunt, die vier Holländerinnen Anne, Paulien, Marjolein und Saskia, wir fünf Deutschen. Auch drei Iren und weitere Deutsche begaben sich auf den Erlebnistrip durch staubige Wüsten und Strände.
Moreton Island ist eine der schönsten Paradiese Australiens, neben Fraser Island, das wir wohl auch bald planen zu besuchen, eine der größten australischen Inseln mit ganz eigenem Charme. Moreton ist die zweitgrößte Sandinsel der Welt, bestehend aus in über 1000 Jahren geformten Sandschichten von Sole, Standsteinen und Roterde.
Nach halbstündiger Anfahrt mit urigen, holprig klappernden australischen Toyota Jeeps von der Roma Street Station aus setzten wir mit der Fähre zwei Stunden nach Morreton über. Der Tag war sonnig und wolkenfrei, sodass wir uns, wie die restlichen, bei zum Ende schon etwas inflationär überdrüssig wahrgenommenen Strandklimata, die Sonne am Sonnendeck auf den Pelz brennen ließen. Auf der Fahrt blickten sich Unmengen von Jellyfishes, die drei weltweit gefährlichsten Arten davon sind in Queensland beheimatet und lähmen Menschen mit ihren Giften. Außer Jellyfishes sollten wir auch Unmengen gefährlicher Spinnen von um die 20cm Ausmaße an unserer Campsite, in der wir schliefen, sehen.
Die Ankunft in Moreton offentbarte eine Strandschönheit von wahnsinnigen Ausmaßen: steile Sandabhänge, außen touristisch von Jeeps und Geländewagen umfahren, innen im tropical Forest unberührt und wild. Wir nahmen einen Jeeptrack an der Küste und bogen ins Landesinnere ab, eine der wildesten Offroad Tracks in meinem Leben. Mit bis zu achtzig Stundenkilometern ging es durch halberschlossene, einspurig durchgefahrene Sandstraßen, bei denen selbst allrad-angetriebene Autos oft mehrstündig stecken bleiben und sich während unserer Reise sogar ein Wagen überschlug, der unsere Reise um eine Stunde verzögerte und uns einen verlängerten Crystal Lake chillout ermöglichte.
Einer unserer selbigen Geländewagen gab am Ende des ersten Tages den Geist auf, sodass wir ihn mehrmals anschieben und in der nun zur "Adventuretour" mutierten Expedition anlassen mussten.
Im Wald selber gab es ungewöhnliche Baumarten wie Gumtrees, die im Song vom austral. Songwriter John Williamson besungen werden und eigenartige Überlebenstaktiken besitzen. Bei Buschbränden wächst als erster Baum der Umgebung ein Trieb aus dem Überbleibsel des australischen Gumtrees, der zu seiner Verbreitung beiträgt.
Die erste Aktion war ein Sandboarding Ride in der größten Sanddüne auf der Welt. Wir nutzten statt Snowboards oben rauhe und unten gewachste Holzbretter, die uns auf Geschwindigkeiten von über 70mph brachten. So legten wir uns auf das Board oder zu zweit übereinander. Bernd und ich vollbrachten den größten Stunt des Tages, als er bei einem "Twin Ride" die Füße auf den Sand schlagen ließ und wir seitlich spektakulär überschlugen. :)
Nimmermüd gings um 12 Uhr weiter an die Campsite und direkt auf dem "Hidden Beach path" zur 10 Minuten entfernten Blue Lagoon: ein kristallklarer See in Dschungellandschaft, in dem wir uns von den regelmäßigen Inseltrips paradiesgleich, wahlweise mit Schnorchelausrüstung oder wellenlos treibend, erholten.
Mittags machten uns Adam und Mraz, unsere Tourguides, Beachburger mit frischem Gemüse und Aussifleisch, ein Run auf das frischeste Gemüse und kühler Coles Lemonade. Wie die ganzen zwei Tage durchgehend erquickten wir uns mit einem Sonnenbad und betrieben Beachwalking über den aufklaffenden Northern Point der Insel zur sonnigen West Coast und den Champagne pools, Wasserteichen mitten auf dem Strand. Die Muscheln (most amazing shellfishes) erweitern nun meine neu angelegte Sammlung: Purpurne Muscheln, sowie Tigermuscheln in den schllerndsten Farben begeisterten mich, selbst wenn ich nie Muschelsammler war. Schöne Geschenke für die Daheimgebliebenen sind es allemal. Nach zwei Stunden Sonnenbaden am Honeymoon Beach machten wir uns wieder auf zur Campsite und Richtung abendlichem Lagerfeuer.
Abends gab es dann ein überraschendes - mal wieder Barbie - Barbecue mit Marshmellows, einem Campsite fire und Guitarsongs von dem sich erst noch sträubenden Neuaussi und von englischer Geschäftswelt geflohenem ("It's just a rat race, Everybody wants to be another self") Adam. Vor sich hinklimpernd offernbarte er schlussendlich (nachdem das Feuer halb ausgebrannt war) Songwriteraffinität und Geschmack mit Campfire songs von Marvin Gaye und den Beautiful Girls, übrigens einige meienr früher oft gehörten Lieblingsmusiker, die Kai lieblos mit "Jack Johnson Verschnitte" beschrieb. Und weiter: "Am Campfire hört sich aber alles wie Jack Johnson an". Campfire songs beschreiben ein anderes Lebensgefühl, also ist es schlussendlich doch eine Lebensweisheit.
Ein paar von uns ließen sich am Strand im Schlafsack dann mit ein paar Gläsern Wein in den Schlaf sinken, die meisten suchten morgens den wunderschönen Sonnenaufgang am östlichen Golden Beach unserer Campsite. Die Sterne waren diesen Abend wunderschön, der Milky Way und Sternzeichen Waage sowie noch nie eingehend betrachtete ungezählte Sterne erhellten den zivilisationslos unbeleuchteten Nachthimmel. Die Zeit für diese Betrachtungen fehlt zu oft, so unberührt findet man die Natür nie wieder und schon gar nirgends in Europa.
Die Sausages am Morgen waren nach australischer Sitte eine Höllenqual, wurden auf Wunder der Tourbetreiber, aber in Anbetracht fehlender Engländer und Australier und nicht zu verdenkenkender Verhöhnung der restlichen anwesenden Nationen schließlich entsorgt. Die Vegemite ("Give it a try") und Erdnussbutterbrote weckten uns zusammen mit halbwarmem Pulverkaffee dennoch auf.
Der nächste Tag stand im Namen von Lookouts und - natürlich - Beachlife. Der Lighthousewalk führt Richtung Northern Point und ist der einzige aus gellenden Steinklippen bestehende Fels der Insel. Hier bauten Einsiedler vor 150 Jahren den Leuchtturm und hier lebten geflohene Strafgefangene. Vom Lighthouse hat man einen Ausblick auf die bewegte Meereswüste, Delfine und Seekühe ließen sich - noch - nicht blicken. Die Vorsprünge des Rocks bestehen aus reinem roten Sandstein, der Anblick ist stark zu vergleichen mit den Rocky Mountains. Nach halbstündigem Cliff Sit In erklärten wir Freiwilligen uns zur Climbingtour bereit, entspannten dann aber die restliche halbe Stunde - im Anblick der professionellstens Surfer, denen wir die nächsten Tricks für die nachwöchige Surfer's Paradise Tour abschauten - beim Sonnenbaden am Strand. Kurz vor der Abfahrt begrüßten uns noch Delfine und Wale, springend zwischen den Surfern.
Nach einem Swim In an der Lagune und dem Dinner ging es dann an die wilde Rücktour durch die Backlands bis hin an die Westküste, wo wir um und an den Schiffwracks Tausenderschwärme von Fischen, zum Teil ein Meter lange, sahen, soweit es die Schnorchelausrüstung zuließ. Per Glücksfaktor konnte man gute und schlechte Schnorchel erwischen. Die Schiffwracks wurden als Schiffsfriedhof vor der Westküste angelegt um die starken Wellen zu brechen. Die Strömung hätte uns dort beinahe abgetrieben, so stark strebt sie vor den Schiffswracks hindurch. Die Schiffstour zurück ging gen himmlisch rotem Sonnenuntergang, der uns zu vergnügter Unterhaltung und einigen netten Abschlussbildern anregte.
Zuletzt war es eines der schönsten und aufregendsten Wochenenden in einem der wenigen verbleibenden Paradiese. Bilder davon folgen dann sehr bald, die Abgeschnittenheit von der Natur machte eine sofortige Veröffentlichung der Bilder unmöglich. Ich warte noch auf die Alben der anderen Leute, da ja meine Kamera, wie nun zwei andere auf dieser Reise, schon draufgegangen sind. So sieht man sich wohl bald, Grüße in die Heimat und in die restliche Welt..