Nationalparks & Rainforests
Diesen Freitag bin ich nicht umhingekommen, die anstehenden Bedürfnisse des Haushalts zu bündeln und mir kurzentschlossen einen freien vormittag zu nehmen. Sehr gut, dass es den Vorteil mit sich bringt, auch die Zeit für die Blogpflege, also für Euch, aufzubringen. Was ihr beobachten konntet, sind die selteneren Berichte, da die wenige Zeit, die neben Arbeit, Reisen und Gemeinschaftsleben bleibt, hier gut genutzt werden muss.
Gestern wurde mit beginnender Dämmerung, die hier schon zum späten Nachmittag einsetzt, der Farewell von Julien gefeiert, einem langjährigen Mitarbeiter der SAP Research CEC Brisbane, dessen Abschlussabend uns neben angeheiterten Ansprachen und einem netten Dia-Abend auch durch ein genüssliches Abendmahl gutstimmte. Julien organisierte uns einen Raum von vollen Pizzaschachteln und heiterte mit seinem freundlichen Wesen die Stimmung an. So folgt hier ein Abend auf den anderen und hält einen auf Trab.
Der eigentliche Bericht hier dreht sich aber um unsere Ausfahrt in den zwei Stunden entfernten Nationalpark Springbrook, der die aufregendsten Wasserfälle, Steilklippenwanderungen und Regenwälder bereithält. Die Reise ging mit drei Autos in die Wildnis. Auto Nummer 1 und 2 wurden von der Navigation der insassengesteuerten iPhones geführt, Auto Nummer 3 geriet in einen Stau, der uns zwei Stunden Wartezeit einbrachte, Auto Nummer 2 verfuhr sich aufgrund fehlender Kartenlesekünste.
So waren wir es, die zu viert die zwei Stunden Zeit in Manier frivoler Amerikaner mit ihren Starbucks Cups in den Händen an den schönen Lookouts verschönerten. Ganz so abgelegen wie gedacht war es nun doch nicht im Nationalpark Springbrook, was die Gruppe aber nicht von ihrem zivilisationslos vermuteten Plan abbrachte, einen Tag in dem mit Barbecue und Campingtischen ausgestatten und von einer erst neulichen Renaturierung umrundeten Campinggelände zu schlafen.
Der hübsche "Best of all lookouts" lookout gab uns die Sicht auf den einstigen Ursprungsvulkan, der die Landschaft nicht glazial, sondern durch natürliche Faltung und Erhebung formte. Der Regenwald trägt bei australischer Umgebungstempferatur von 30 Grad eine Temperaturglocke von 5 Grad um sich, wir konnten (besonders zum Wohlwollen Stefans, der sich kurz zuvor kurze Hosen gewechselt hatte) unseren Eisatem sehen. Harry's Lookout ließ uns schon einmal den späteren Marsch überblicken und offenbarte die Sicht auf ein paar der schönen Wasserfälle der Umgebung. Auf der Fahrt entdeckten wir noch ein Wallaby neben der Straße, das aber genauso schnell wieder verschwand wie es angehüpft kam.
Die Wanderung begann nach Ankunft des Rests der Gruppe, kurzem Picknick bei mitgebrachten Broten und dem Aufbau der Zelte (der bei der dreizehnköpfigen Gruppe noch eine Zeit brauchte). Leider war der Zwölf-Kilometer-Marsch Warrie Circuit geschlossen, was uns bei lockerem Gang auf den kürzeren Vier-Kilometer-Pfad führte. Schöne Gruppenfotos, die entstanden, müssen mal wieder erst von den Teilnehmern zusammengesucht werden. Sie werden dann nach der Rückkehr nach Deutschland von mir gezeigt, natürlich versprochen. Ein paar jugendliche Charaktere haben wir auch auf dieser Reise gehabt: Unsere Jungs hier ließen es sich natürlich meist nicht nehmen, die abgesperrten Lookouts und Wasserfälle zu erklettern. Aber die Klippenfotos wurden dabei natürlich umso schöner. Die Bäder an den Wasserfall Pools waren verlockend, keine schönere Natur gibt es in der Umgebung Brisbanes. Nach der erschöpfenden Wanderung gönnten wir uns noch Milchshakes, Eisbecher, sowie Eisschokoladen in einem urigen "Urwald-Eiscafe", um uns wieder etwas an die zivilisierten Lebensumstände zu akklimatisieren.
Die Natural Bridge ist eine der schöneren, aus Abschürfungen entstandenen natürlichen Steinkonstellationen. Das Wasser fraß sich derart in den Stein, das ein Becken ausplatzte und den Stein unterhöhlte. In dieser Unterhöhlung lagerte sich dann eine Schar hundertausender Glühwürmchen an, an die wir uns bei Nacht mit echten und simulierten Taschenlampen (der Art von Smartphone Applikationen) herantasteten. Hier lernten wir dann die wahre Natur der Glühwürmchen kennen, die in Deutschland von einem falschen Namen überschleiert wird. In Wahrheit unterscheidet man nämlich (und das verschleiert der einheitliche Name Glühwürmchen) die leuchtenden Käfer (glow worms) und die Leuchtfliegen (fire flies). Nur im Larvenstadium vor der Entpuppung leuchten die Glow Worms in voller Stärke zur gewissen Zeiten bei Dunkelheit. Leuchtfliegen dagegen sind seltener und leuchten ihr Leben lang.
Hier machte sich die Gruppe ans Campen bei nächtlicher Kälte, die sie bei teilweise fehlenden Zelten, teilweise fehlenden Schlafsäcken erschlottern ließ. Die Rückfahrt war ruhig und genüsslich und brachte uns das Gefühl der Genugtuung, wieder ein hübsches Stück Australien gesehen zu haben :